Rosenwurz

Jeder Mensch hat Stress, hilft hier eventuell der Rosenwurz? Ob privat oder im Arbeitsleben, Stress und dadurch hervorgerufene Krankheiten treten immer häufiger auf. Ein natürliches Mittel, auf das die Menschen schon seit Jahrhunderten schwören, ist der Rosenwurz. In trockenen und kalten Umgebungen heimisch, wurde die Pflanze bereits von sibirischen Stämmen und Wikingern zur Stärkung des Immunsystems und gegen Ermüdung und andere Krankheiten eingesetzt.

Im letzten Jahrhundert erreichte das Extrakt der Pflanze auch die Schulmedizin und kam in zahlreichen Präparaten zum Einsatz, die die mentale Leistungsfähigkeit verbessern und Stress abbauen sollen.

Anbau und Herstellung vom Rosenwurz

Rosenwurz (lat. Rhodiola rosea) gehört zur pflanzlichen Gattung der sogenannten Dickblattgewächse, die dafür bekannt sind, in ihren Blättern sehr viel Wasser zu speichern. So kann diese Pflanzenart auch in trockener Umgebung sehr lange überleben. Der Rosenwurz selbst ist in Nordamerika, Eurasien und sogar arktischen Gebieten heimisch. Die gesamte biogeographische Region der Holarktis beinhaltet den Rosenwurz. Ob Feuchtwiese, Schlucht und Klippe oder im Moor, der Rosenwurz gedeiht auf feuchten Böden bis in Lagen auf über 2.000 Meter Höhe. Neben dem natürlichen Lebensraum der Pflanze wurde sie bereits erfolgreich in der alpinen Schweiz zum Zweck des landwirtschaftlichen Anbaus angesiedelt. Die Pflanze selbst erreicht eine Größe bis zu 35 Zentimetern und bildet unterirdische Pfahlwurzeln. Werden die Wurzeln angeschnitten oder verrieben, verströmen sie einen rosenartigen Geruch, daher der deutsche Name Rosenwurz. Die heilende Wirkung der Pflanze ist dabei seit Jahrtausenden bekannt. Überlieferungen zeigen, dass Ureinwohner in Nordamerika den Rosenwurz milchsauer fermentierten und ähnlich wie Sauerkraut verzehrten. In anderen Heimatländern wurden Triebe und Blätter der Pflanze ähnlich dem Spinat roh oder gekocht gegessen. In China und Russland existiert auch schon seit Jahrhunderten ein Tee auf Basis von Rosenwurz, bei dem entweder ein Wurzelextrakt oder die Blätter aufgegossen werden. Heutzutage wird insbesondere der Wurzelstock, das so genannte Rhizom, oder die Wurzeln selbst verwendet. Zu einem Extrakt verarbeitet, wird der Rosenwurz als Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel verwendet.

Inhaltsstoffe des Rosenwurzes

Die Pflanze beherbergt mehrere Inhaltsstoffe mit verschiedenen Wirkweisen, die jedoch allesamt als heilend vermutet werden. Wissenschaftlich belegt werden konnte die heilende Wirkung von Rosenwurz zwar noch nicht, dafür sind die Wirkweisen der einzelnen Inhaltsstoffe bereits mehrfach nachgewiesen, sodass auch Rosenwurz-Extrakt mitsamt seiner Inhaltsstoffe als heilend angesehen werden kann. Dabei sind es vor allem phenolische Glycoside wie Rosavin und Salidrosid (Rhodiolosid) sowie Tyrosol, ein Aglycon, die in hoher Konzentration in der Pflanze vorkommen.

Rosavin

Rosavin, Rosalin und Rosin gehören zu den hauptsächlichen Wirkstoffen der Rhodiola rosea. Sie gehören zu der Gruppe der Phenylpropanoide, sekundären Pflanzenstoffen, die auch in ätherischen Ölen enthalten sind. Der Rosaringehalt eines Rosenwurz-Präparats lässt auf den prozentualen Anteil des Hauptwirkstoffes und damit auch die Qualität des Produkts schließen. Rosavin ist in den handelsüblichen Rosenwurz-Präparaten durchschnittlich zu drei Prozent enthalten. Bei höherwertigen Produkten kommt der Stoff auch zu einem Anteil von fünf Prozent vor.

Flavonoide

Flavonoide gehören ebenfalls zu den Inhaltsstoffen. Flavonoide sind weit verbreitete sekundäre Pflanzenstoffe, der Großteil der Blütenfarbstoffe gehört dieser Gruppe an. Flavonoide haben antioxidative Eigenschaften, die eine positive Wirkung auf den menschlichen Körper entfalten. Generell werden Antioxidantien bei Nahrungsergänzungsmitteln, zur Krankheitsabwehr und in so genannten „Anti-Aging“-Präparaten verwendet.

Salidroside

Ein weiterer Wirkstoff des Rosenwurz ist Rhodioloside, bzw. Salidrosid. Dieser Inhaltsstoff wird den Glycosiden oder Phenylethanol-Derivaten zugerechnet. Salidrosid wirkt adaptogen. Das bedeutet, dass die Anpassungsfähigkeit unter Belastung verbessert wird. Gleichzeitig wurde bei der Einnahme von Salidrosid eine Erhöhung des Serotonin-Spiegels bemerkt, umgangssprachlich als „Glückshormon“ bekannt. Dadurch kann eine antidepressive und angstlösende Wirkweise vermutet werden. In der Regel bestehen Rosenwurz-Extrakte etwa zu einem Prozent aus Salidrosid. Ab einem Anteil von drei Prozent kann man von einem hochqualitativen Extrakt ausgehen.

Tyrosol

Neben den Flavonoiden kommt mit Tyrosol ein weiterer Inhaltsstoff mit antioxidativer Wirkung im Rosenwurz vor. Tyrosol findet sich auch in normalen Lebensmitteln wie Olivenöl, Wein und Bier wieder, eine entzündungshemmende Wirkung wurde in Laboruntersuchungen bereits nachgewiesen.

Terpenoide

Im Rosenwurz befinden sich zudem Monoterpene und Triterpene, etwa Rosidorol, Rosaridin, Beta-Sitosterol und Daucosterol. Monoterpene befinden sich etwa in ätherischen Ölen wie dem Pfefferminz- oder Eukalyptusöl. Sie sind zudem für den Rosenduft verantwortlich.

Phenolsäuren

Im Rosenwurz befinden sich mit der chlorogenen Phenolsäure, der Gallussäure und der Hydroxyzimtsäure drei Phenolsäuren. Ihnen wird antioxidative Wirkung zugeschrieben.

Anwendung und Wirkung

Die positive Wirkung des Rosenwurzes ist in den Heimatländern der Pflanze bereits seit Jahrhunderten bekannt. In Sibirien wird die Pflanze etwa „Goldene Wurzel“ genannt, da ihr Extrakt vor allem zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit, insbesondere Konzentration, Aufnahme- und Erinnerungsvermögen, beiträgt. Sogar gegen Impotenz wird das Extrakt der Pflanze bereits eingesetzt. Darüber hinaus hilft der Rosenwurz beim Stressabbau und damit gegen Erschöpfung, Schwächegefühl sowie antidepressiv. Rosenwurz-Extrakt sollte in Form von Kapseln, Dragees, Tinkturen und Tropfen angewendet werden, die es als Fertigpräparat zu kaufen gibt. Diese weisen auch den höchsten prozentualen Anteil der Inhaltsstoffe auf.

Stress

Stress entsteht durch äußere Reize hervorgerufene psychische und physische Reaktionen des Menschen und beschreibt eine dadurch entstehende mentale und körperliche Belastung. Diese Reize werden auch als Stressoren bezeichnet. Rosenwurz als Adaptogen hilft dabei, das unter Stress auftretende Belastungsgefühl zu kontrollieren. Adaptogene Pflanzen wirken sich positiv auf das Gleichgewicht im Körper, etwa durch Steuerung des Hormonhaushalts, aus. Rosenwurz beeinflusst nachweislich die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und hemmt diese. Der Mensch fühlt sich gelassener, ruhiger und lässt den Stress nicht so sehr an sich herankommen. Dadurch ist er auch in Drucksituationen, etwa vor Prüfungen oder Präsentationen, leistungsfähiger. Dies führt dazu, dass Rosenwurz auch bei der Behandlung von Burnout-Patienten immer mehr zum Einsatz kommt. Bereits während des Kalten Krieges untersuchten russische Wissenschaftler die Wirkung des Rosenwurz, um ihre Kosmonauten unter Drucksituationen im All leistungsfähiger zu machen und stellten dabei fest, dass die Probanden weniger Fehler machten und die gestellten Aufgaben schneller bewältigten.

Ermüdung und Antriebslosigkeit

Die geringere Ausschüttung des Stresshormons Cortisol führt in der Folge auch zu einer geringeren Ermüdung und Antriebslosigkeit. Denn Stress oder stressige Phasen und die zunehmende Belastung führen auf Dauer zu einer höheren Ermüdung. Mit der Pflanze werden nicht die Stressursachen bekämpft, sondern die Symptome gelindert. In mehreren Studien konnte festgestellt werden, dass Testpersonen, die Rosenwurz einnahmen, auch in Drucksituationen konzentrierter und damit mental leistungsfähiger waren. Antriebslose Probanden wurden mit Rosenwurz ebenfalls aktiver, Rosenwurz ist ein richtiger Wach-Macher. Diese Ergebnisse sind auf die Wirkung von Rosenwurz auf das „Glückshormon“ Serotonin zurückzuführen, da Rosenwurz den Abbau des Hormons im Körper hemmen kann. Man fühlt sich länger gut und mental fit, sodass man grundsätzlicher aktiver ist. Dies beeinflusst nicht nur die mentale, sondern auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Eine Studie aus dem Jahr 2004 zeigte bei Sportlern eine klar verbesserte Leistungsfähigkeit nach der Einnahme des Rosenwurz-Extraktes auf. Die Sportler ermüdeten später als die Teilnehmer der Kontrollgruppe, zurückzuführen auf eine bessere Lungenventilation in Folge der Einnahme des Extraktes.

Depressionen

Da sich Rosenwurz positiv auf das allgemeine Wohlbefinden, die Stressresistenz und Ermüdungserscheinungen auswirkt, können damit auch Stressoren abgebaut werden, die Depressionen verstärken. Bei Depression treten häufig Symptome auf, die allgemeinem Stress ähneln. Mentale Erschöpfung etwa findet sich sowohl bei Stress als auch bei der Depression als Symptom wieder. Die Pflanze wirkt zwar nicht so gut wie ein herkömmliches Antidepressivum bei der Hemmung des Serotonin- und Botenstoff-Abbaus, hat dafür allerdings keinerlei Nebenwirkungen und schützt durch den Inhaltsstoff Salidrosid Nervenzellen im Gehirn gegen diverse schädigende Stoffe. Im Rahmen einer Studie berichteten Probanden mit Depressionen zudem von einer besseren emotionalen Stabilität und deutlich besseren Schlaf ähnlich wie bei der Einnahme von CBD.

Kopfschmerzen

Die Pflanze wird vielerorts auch gegen Kopfschmerzen oder bei Migräne eingesetzt. Eine klare Wirksamkeit als schmerzlinderndes Mittel gegen Kopfschmerzen konnte bisher jedoch noch nicht nachgewiesen werden, dafür sind die Ursachen und Variationen der Kopfschmerzen wahrscheinlich auch zu vielschichtig.

Magen-Darm-Beschwerden

Auch bei Verdauungsproblemen und Magenbeschwerden kann der Rosenwurz eingesetzt werden. Dabei aber nicht als Kapsel, sondern am besten als schmerzlindernder Tee, der auf natürlichem Wege den Magen beruhigt und als pflanzliche Lösung wichtige Vitamine zuführt.

Potenzmittel

Rosenwurz wird jedoch nicht nur zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt, sondern hat sich schon vor langer Zeit einen Ruf als Potenzmittel verschafft. Rosenwurz wird gemeinhin auch als Ginseng aus der Tundra bezeichnet, was nicht nur mit der medizinischen Verwendung, sondern insbesondere auch mit der potenzsteigernden Wirkung zu tun hat. Als „Goldene Wurzel“ wird sie in Russland und Skandinavien seit Jahren bei Potenzproblemen verwendet.

Nebenwirkungen

Rosenwurz ruft keine bekannten Nebenwirkungen hervor, kann aber in Verbindung mit anderen Medikamenten eine Wechselwirkung hervorrufen. Generell sollte der Rosenwurz nicht bei schweren Nieren- und Lebererkrankungen verwendet werden. Auch schwangere und stillende Frauen sollten auf das Extrakt verzichten, genau wie Kinder unter 18 Jahren. Nebenwirkungen konnten bisher noch nicht nachgewiesen werden, bei vereinzelten Probanden von Studien kam es zu Magen-Darm-Beschwerden oder trockenem Mund.

Rosenwurz als Nahrungsergänzungsmittel

Die stimulierenden und adaptogenen Eigenschaften des Rosenwurz sollen auch als Nahrungsergänzungsmittel zum Tragen kommen. Die Wirkung ist in diesen Präparaten allerdings noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Die verwendeten Extrakte in den Supplementen wurden bisher noch nicht standardisiert und unterscheiden sich massiv untereinander. So können die Aussagen, die über die auf Rosenwurz basierenden Arzneimittel getroffen wurden, nicht eins zu eins auf Nahrungsergänzungsmittel übertragen werden. Allerdings wurde insbesondere bei Nahrungsergänzungsmitteln, bei denen Rosenwurz mit Vitamin B1 und Vitamin B6 angereichert wurde, eine Verringerung von Ermüdung und Müdigkeit beobachtet.

Kurz zusammengefasst

  • Die Pflanze ist ein seit Jahrhunderten bekanntes Naturheilmittel in nördlichen Regionen wie Russland, Skandinavien oder China.
  • Der Wirkstoff des Rosenwurz befindet sich in der Wurzel und den Trieben, wobei in der Vergangenheit auch die Blätter als Tee aufgegossen wurden.
  • Wichtige Inhaltsstoffe im Rosenwurz sind das Phenylpropanoid Rosavin, mehrere Flavonoide sowie Salidrosid.
  • Rosenwurz kann je nach Beschwerde in Form von Kapseln oder als Tee eingenommen werden. Die Kapseln aus dem Extrakt helfen nicht nur gegen Stress und zahlreiche Beschwerden, die durch Stress hervorgerufen oder verstärkt werden, sondern darüber hinaus auch bei Depressionen und sogar bei Potenzproblemen. Generell fördert Rosenwurz die mentale Leistungsfähigkeit.
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